wildwiese statt rasen im vorgarten - auch eine form von MINIMALISMUS - sieht aber maximalistisch aus :-D |
WARUM ICH MINIMALISTISCH LEBE
frau hummel, aurelia wenigreichtauch und meine wenigkeit stellten neulich fest, dass wir gern ein wenig schwung in das thema MINIMALISMUS bringen wollen - und so schlug ich vor, eine gemeinsame aktion zu veranstalten.....
.....sprich: zeitgleich zum thema zu posten und diese posts miteinander zu verlinken - damit unsere werten leser schön bequem und auf einem "haufen" nachlesen können, was es mit dem vielgepriesenen MINIMALISMUS auf sich hat und warum man sich damit beschäftigen sollte.....
die links:
wenn mich einer neu kennenlernt oder zum ersten mal in unserem BWH ist, dann kommt er sicher nicht auf MINIMALISMUS.
denn ich und es sehen anders aus, als das, was uns "die medien" als minimalismus verkaufen wollen: schwarz/weiss + jeans garderobe aus maximal 10 teilen, mehlschwitzefarbene einrichtung vor weissen wänden, harte designerstühle statt polstermöbel und ständiges "ausmisten"..... ihr habt das alle schonmal gesehen.
ich dagegen besitze sehr viele klamotten, mehr als 1 paar sandalen, das haus ist so plüschig wie geht eingerichtet - und alles strotzt nur so von farben!
sieht maximalistisch aus - ist aber MINIMALISTISCH: klamotten alle vintage/2.hand, die stiefel damals (2018) neu - alles wird noch heute getragen und übermorgen auch.... |
und trotzdem lebe ich minimalistisch.
aber warum?
es war keine bewusste entscheidung - so im rückblick. sicher hat meine kindheit in der mangelwirtschaft DDR einen teil dazu beigetragen. da musste zwar keiner hungern, obdach- und arbeitslosigkeit gab es nicht.
aber - viele materielle dinge, die heute in mitteleuropa selbstverständlich sind, galten als luxus bzw. gab es schlicht gar nicht. und bei genauer betrachtung sind diese dinge auch tatsächlich überflüssig - meiner meinung nach.
trotz mangelwirtschft hab ich in der DDR nix vermisst - ausser politische freiheit.
und da waren noch meine grossmütter: als junge frauen den 2.weltkrieg miterlebt und in den hungerjahren danach (nix USA-unterstütztes wirtschaftswunder im osten, stattdessen hatten die russen alles mitgenommen was nicht niet&nagelfest war) jeweils 3 kinder grossgezogen.
da wurde kein essen verschwendet, alles solange verwendet bis es garnichtmehr ging, bei anschaffungen lange überlegt und möglichst langlebiges gekauft - und langlebig hiess damals lebenslang - nicht wie heute 2 saisons statt einer!
waren die kinder (und nicht nur die babies!) aus den klamotten rausgewachsen, bekamen kleinere im verwandten/bekanntenkreis die sachen - meine cousinen und ich trugen die teenagersachen unserer mütter auf - und waren damit in den frühen 80ern ganz weit vorne modemässig :-D
haushaltsgegenstände wurden gut gepflegt und wenn nötig repariert. die möbel bei bedarf aufgearbeitet statt ausgetauscht - und wenn sie für die wohnung garnichtmehr taugten, dann wurde die laube oder terrasse damit ausgestattet - gern in weiss lackiert. 1000 euro für einen 4-personen-satz gartenmöbel? oma wäre entsetzt.
und das essen? einfachste, unverarbeitete zutaten. dafür betrieben die grossmütter eine bodenständige kochkunst - kein chichi, aber alle wurden satt und glücklich. in sommer und herbst wurde eingeweckt, was in den schrebergärten wuchs oder am markt reichlich zu haben war. kartoffeln waren ein grundnahrungsmittel und es gab hunderte rezepte - und convenience-food wäre oma nicht in die küche gekommen - viel zu teuer.
verreist wurde mit der eisenbahn oder dem bus, verpflegung von zuhause mitgenommen. die ausflüge mit uns enkeln gingen meist schlicht zum wandern in den wald oder zu den sehenswürdigkeiten der umgebung. und wir waren glücklich dabei! freizeitpark, spassbad und ähnliche synthetische bespassungen brauchte keiner.
die wilde natur freut sich über ECHTEN MINIMALISMUS! |
und dann fand ich mich "im westen" wieder - genauergesagt in westberlin. damals, 1989, auch in vielen teilen eher ärmlich durch die insellage. und die stadt war voll von leuten, die einen alternativen lebensstil pflegten und schon damals den entgrenzten konsum der westlichen welt als ursache für schäden an umwelt und menschen ausgemacht hatten.......
klar hab ich mich erstmal durch die 274 yogurtsorten probiert - um dann ganz schnell bei purem naturjogurt zu landen. dito getränke - all die limonaden wichen dem leitungswasser - aus geschmacklichen gründen wohlgemerkt. fast food, fertigessen aus der tiefkühlung und "snacks" schmeckten mir so gar nicht - dank omas kochkünsten in meiner kindheit - da fing ich dann schon in der studentenbude an mit selberkochen aus einfachen & frischen zutaten.
(ich habe auch noch nie eine microwelle besessen und mein einzigstes elektrisches küchengerät ist ein pürierstab)
kaufhausmode fand ich im osten wie im westen öde, stattdessen deckte ich mich in den 2.hand-läden ein - und meine wenigen möbel holte ich mir vom sperrmüll - das einzig neue war eine matratze.
überhaupt hatte kein mensch in meinem umfeld eine "richtige" wohnungseinrichtung - das war auch überhaupt nicht wichtig. viel wichtiger war, ob jemand rauschende parties schmeissen konnte :-D
und ein auto hatte natürlich auch keiner - weil in der grossstadt total überflüssig bis hin zu nervig......
und so lebte ich fröhlich und minimalistisch, positiv nachhaltig und äusserst umweltfreundlich. selbst als ich mein modelabel betrieb, kamen die stoffe aus lagerräumungen und restpostenverkäufen - nicht nur half das bei der bilanz, sondern man bekam auch viel interessantere und hochwertigere stoffe als den 0815-kram der handlungsreisenden in sachen meterware.
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und als es dann ein haus auf dem land sein sollte, war dem BW(damals noch keiner ;-D) und mir schnell klar: es wird ein altes haus, das nur renoviert werden muss - die materialschlacht eines neubaus kam für uns nicht in frage.
und einen garten musste es haben - um obst&gemüse anbauen zu können. nicht nur schmeckt das besser und man weis auch was drin ist - eigene früchte sparen auch jede menge verpackung/transport/kühlung und uns etliche fahrten zum supermarkt.
denn das ist leider die kehrseite des landlebens: ohne auto gehts nicht. zumindest wenn man renoviert und baut und in grösserem stile gärtnert. die 3-5km zum nächsten supermarkt schaffe ich allerdings zur not auch mit dem fahrrad.......
manchmal denke ich, die ganze "geschichte" war nur eine bestätigung, nicht der auslöser für meinen MINIMALISMUS - ich glaub, ich bin damit geboren worden. ich kann gar nicht verschwenden. überladene büffets, geschäfte voller kram mit der halbwertzeit von 2 monaten, diese ganzen wegwerfklamotten und wohnungen voller plunder erzeugen seelisches & körperliches unwohlsein in mir......
nur mit ECHTEM fühle ich mich wohl.
was das im speziellen meint, das wurde hier ja schon oft geschrieben - und vielleicht schaffen hummel & aurelia & ich es, diese gemeinsame aktion zu verstetigen und zusammen tiefer in die materie einzudringen......
"verreisen" vor der eigenen haustür - erholung liegt soviel näher als uns gern weisgemacht wird..... ("funsport" ist übrigens NICHT MINIMALISTISCH!) |