L A Y E R S
diesen begriff kennen einige von euch aus der mode - und nein: er meint nicht "zwiebellook" mit dem endergebnis michelin-männchen!
stattdessen wohlgewählte und sorgsam übereinandergetragene kleidungsstücke - mit abgestimmten proportionen, texturen und farben.......
viele dinge aus mode und design können wir auf den garten übertragen und es stellt sich vielleicht die frage, was eher da war.....
egal ob ei oder henne - einem garten, selbst dem kleinsten und ich wage zu behaupten sogar einem balkon(!) tun diverse "lagen" gut.
in der horizontalen wie in der vertikalen.
sehe ich da fragezeichen in euren augen?
es ist ganz einfach.
horizontal
wenn wir im garten stehen oder sitzen und geradeausgucken - dann können wir, wenn der garten noch ganz neu oder phantasielos angelegt ist, von hinten nach vorne durchgucken - und vice versa. das macht, entgegen einer landläufigen ansicht, den garten gefühlt kleiner - langweiliger sowieso. das auge will ja was zum gucken haben, auch nach den ersten 5 minuten.....
das heisst nun nicht, dass man seinen garten mit allem wahllos vollstellen soll, das den blick eventuell unterbricht! und "blickunterbrechung" heisst nicht völlige abschirmung!
sämtliche pflanzen, hecken, sichtschutz, schuppen, pavillons, teiche und pergolen wollen weise ausgewählt und noch weiser plaziert werden - möglicherweise muss man erstmal wochen oder gar monate untätig im garten rumsitzen, um die richtige aufteilung der fläche herauszufinden!
vertikal
unten rasen, oben baumkronen (wenn man glück hat).
und dazwischen?
auch da darf es interessant sein - leere luft sieht ja nach nix aus.....
von gerade wadenhohen bodendeckern, knie- bis hüfthohen stauden, sträuchern von niedrig bis 3-4m hoch, geformte hecken diverser höhen, hochstämmchen als rosen oder beerenlieferanten, kletterpflanzen an vertikalen rankgittern bis zu den weg/sitzplatz überspannenden pergolen. kleine, beschnittene bäume unter 5m oder richtige riesen als solitär - alles das schmückt den vertikalen raum mit unterschiedlichen grüntönen, blüten, wuchs- und blattformen.
ziergräser hätte ich fast vergessen.
übrigens: manche stauden machen sich schon von allein vertikal interessant: unten grün und puschelig - darüber schweben an langen stielen blüten in allen vorstellbaren farbtönen.
aber nun!
denn jetzt muss man alles, was man über horizontal, vertikal, die verschiedenen pflanzen und den lichteinfall (himmel, der auch noch!) gelernt hat, zusammenschmeissen und daraus einen garten zimmern, der, wenn man hindurchwandelt, wie ein park wirkt... oder wenigstens wie ein teil eines solchen. einen winzigen stadtbalkon kann man mit etwas geschick sogar in eine üppig blühende grüne oase verwandeln.....
und ja - ich schreibe bewusst *hindurchwandelt*. denn das soll doch ein garten (auch ein balkon!): uns entschleunigen, der erholung dienen, den kindern entdeckungen ermöglichen, rückzugsorte bieten und plätze für gesellschaft.
urlaub vom alltag.
und es braucht garnicht viel geld dafür.
nur gehirnschmalz.
ich hab nochnichtmal einen minibagger gebraucht.
und die teuersten pflanzen und das schickste baumaterial nützen wenig bis nix wenn es nur so hingeklatscht wird wie es grad im ersten moment opportun erscheint. im schlimmsten fall ärgert man sich jahrelang und baut den garten dann für viel geld um.....
ein interessanter kleiner garten
ist aber, der ehrlichkeit halber, ein teil des 700qm BWHgartens - vom sommersalon aus gesehen, vorn die "grillwiese" (nah beim esstisch und den gästen) und hinten die "yogawiese", schattig und etwas abgeschlossen. aber wie gesagt: es könnte auch das "schmale handtuch" hinter einem reihenhaus sein......
hinten (westen) im idealfall durch grosse sträucher, hecken, bäume abgeschlossen - es tut aber auch eine berankte brandmauer.... rechts (norden) sicht- und windschutz durch verschiedene gehölze - direkt an der grundstücksgrenze hoch und unbeschnitten - davor eine reihe beschnittene in unterschiedlichen, aber eher niedrigen höhen. blühende gehölze machens besonders schön.
links (süden) darf die sonne reinscheinen, hier nur hohe stauden und grosse farne.......
(im BWHgarten schliesst sich dahinter die wildwiese des vorgartens an, die yogawiese wird durch eine berankte trockenmauer und ein holzlager abgeschirmt)
wie ihr seht, liegt die yogawiese 3 stufen höher als die grillwiese...... das war schon so als wir einzogen.
statt zu hadern erkannte ich die chance: da liess sich ein gartenraumteiler plazieren - und zwar einfach mit pflanzen. den rest macht der kleine höhenunterschied.
vor 3 jahren dann wuchs aus der ritze zwischen treppe und beeteinfassung eine staudenwicke......
am anfang noch zaghaft und keiner stütze bedürfend - aber diesjahr ist der austrieb sehr vielversprechend!
gemäss der "wissenschaft des garten-layerings" musste also her: horizontale blickunterbrechung und vertikales interesse - sprich ein rankgerüst.
armiereisen und draht hatte ich noch von den stangenbohnen her im lager.
mittlwerweile ist die wicke schon bei der 3 "sprosse" angekommen!
man wird die yogawiese auch im hochsommer noch ein bisschen sehen - und doch ergibt die ganze bepflanzung + klettergerüst + höhenunterschied eine aufteilung in *gartenräume* und viel zu gucken für´s auge........
keine furcht
gut garten will weile haben. pflanzen müssen an- und dann wachsen. manche schaffen es auch nicht, da muss man umplanen.
aber manchmal ist die natur auch hilfreich! dann wächst irgenwo was empor, das man weder gesät noch gesetzt hat - und ganz wundersam passt es genau an den selbstgewählten platz! da kann man sich dann ganz untätig freuen und dankbar sein - und eventuell mal pflegend eingreifen.......
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"garten-layering" at its best - mittlerweile ist die wiese wieder rasen (pusteblumen sind durch) und die rabatte rechts ist doppelt so hoch wie auf diesem foto...... |