gentrifizierung
claire @ winter peach photography hat einen interessanten post über ein stadtviertel in birmingham veröffentlich - digbeth.
da kam mir meine "jugend" im nachwende-berlin der 90er jahre in den sinn.......
die quartiere "mitte" und "prenzlauer berg" waren damals mein zuhause - kleine, ofengeheizte wohnungen in gründerzeit-mietskasernen - gut bezahlbar mit dem winzigen einkommen eines künstlerdaseins...
zum ausgehen war es nie weit, zog der ofen nicht richtig oder waren die kohlen aus verbrachte man den tag im kaffeehaus. abends traf man sich ganz selbstverständlich in einer kneipe.....
nur dürft ihr euch diese lokale nicht vorstellen wie die geleckten "coffee shops" und pseudo-coolen bars, wie sie heute sogar in der provinz aus dem boden schiessen - stattdessen rauer charme, abgerockte gemütlichkeit.
alles war irgendwie improvisiert - die clubs, in denen wir uns die nächte um die ohren hauten, lagen oft versteckt in weltkriegsruinen oder aufgelassenen fabriken, die damals noch überall in ostberlin herumstanden.
zwischen dem kopfsteinpflaster spross das gras und manchmal ein ganzer baum....
erinnere mich, wie wir an heissen sommerabenden vor den kneipen auf dem bordstein sassen - kein parkendes auto weit&breit.
es war fast eine idylle - irgendwie kannten sich alle und alle waren freundlich gesinnt.
man schob sich gegenseitig jobs und wohnungen zu, spendierte einen drink oder ein essen falls jemand mal knapp bei kasse war. fremde spendeten trost oder brachten einen nachhause - oder liessen einen auf ihrer couch schlafen wenn die kraft nicht mehr reichte um in die eigene bude zu kommen. alle hatten wenig und davon reichlich.
einmal wollten mich meine spiessigen cousinen besuchen - ich verabredete mich mit ihnen in einem meiner stammlokale, einer bar in mitte. sie fürchteten sich!! es kostete ganz schön überredung, sie dahin zu lotsen. einmal da, waren sie die ganze zeit damit beschäftigt, mit offenem mund die bunte meute, die dort verkehrte, anzustarren. war mir fast ein bisschen peinlich ;-D
heutzutage würden sich die beiden cousinen sicher wohlfühlen in mitte oder prenzlauer berg. keine freaks mehr, keine zwielichtigen gestalten - stattdessen arrogante, langweilige provinzler mit überdurchschnittlichen einkommen - ordentliche strassen, durchsanierte häuser - und "kneipen" gibts gar nicht mehr - stattdessen restaurants mit blumigen namen und noch blumigeren speisekarten und adrette cafés voller mütter mit kleinkindern.
die bohemians sind versprengt worden wie heruntergefallenes quecksilber - irgendwann fand man einfach keine bezahlbare wohnung mehr wenn man nicht grossverdiener, reich geschieden oder erbe eines vermögens war.....
die meisten retteten sich aufs land, weit weg von der grossen stadt, wo die häuser noch für´s kleine ersparte zu haben waren.
so wie die bahnwärter.
allerdings - die gemeinschaft, die wir hatten, ist weg. liegen erstmal 300-500km zwischen den menschen - statt nur eine seitenstrasse - dann wird es irgendwann schwer mit dem kontakthalten und die beziehungen versanden.....
sehr passend zu diesem thema
der BW hat neulich von sauriern bevölkerte ruinen im bielatal fotografiert - unter lebensgefahr, man weis ja wie fies diese biester sind!
wenn das nicht lost place ist!
War im "Westen" und aufm Land aber auch nicht ohne, zumindest kommen Erinnerungen bei deinen Beschreibungen hoch, ernsthaft. Alles improvisiert und eher "ärmlich", also das kenn ich nur zu gut. Die Auswahl an Kneipen war halt geringer, aber die, die es gab (und die für uns in Frage kamen), hatten`s dafür in sich!
AntwortenLöschenEs liegt natürlich sicher an Berlin nach der Wende, aber auch allgemein an den Zeiten, die sich komplett geändert haben seither (in anderen Metropolen gibt es wohl ähnliche Phänomene, was ist mit New York, London, sogar dem provinziellen München passiert?). Alles safe, clean und gestylt. Auch die Leute - Mann, was waren wir unperfekt! :-)) Und verrückt. Heute ist ja alles so unendlich risikoarm.
Wenn ich mir die tollen Fotos angucke, fühl ich mich gleich selbst wie einer der Dinosaurier... :-D Passt echt wie die Faust aufs Auge!
Hab einen wunderschönen Tag! <3
das glaub ich dir!
Löschenich kann natürlich nur über berlin schreiben - dort war ich dabei.... willkommen im saurier-club :-D ich glaub, "risikoarm" gabs vor 30 jahren auch schon, die mehrheit lebte so - nur hab ich das gefühl, die mehrheit ist grösser geworden und die positiv verrückten werden immer weniger. oder tun/kleiden sich nur verrückt und sind in wirklichkeit smarte geschäftsleute und biedere hausfrauen.
danke - du auch! xxxx
Your post felt like a trip down memory lane, as you could have described the Bohemian atmosphere of the places we frequented - and lived in - in Antwerp in the early 1980s. The areas which were indeed considered quite dangerous by some - I remember a similar episode as the one you described with your cousins - are now indeed all gentrified, the old tenements, warehouses, run down factories Etc. all razed to the ground or, in some cases, turned into fashionable and eye-wateringly expensive "lofts". Zero atmosphere and no space for creativity.
AntwortenLöschenI do love a lost place, and even more so if it comes with dinosaurs! Hugest of hugs xxx
of cause in the old harbor city antwerp it was cool & adventurous!
Löschenthe prices for homes directly influence the society - creative hotspots in cities versus isolated creativs scattered all over the land - guess what has more impact?
hugsies! xxxx
Huuuuu...deine Bilder jagen mir einen wohligen Schauer über den Rücken! Ich mag diese Viecher seit jeher, interessiere mich sehr für die Zeit, in der sie gelebt haben- und würde zu gerne einen Tag in diesem Äon verbringen! Da würd ich wahrscheinlich gar nicht mal gross auffallen, denn ja- wir sind Dinosaurier. Aufgewachsen in einer ganz anderen Epoche. Und obwohl ich noch nie in einer Grossstadt gelebt habe (und es auch nie tun werde!), so hat sich auch hier auf dem Land vieles verändert. Wir waren wild damals, haben alles Mögliche und Unmögliche gemacht und ausprobiert. Bilde ich mir das nur ein, oder war damals kaum Gruppenzwang? Ich passe heutzutage irgendwie nirgendwo mehr dazu, und das ist gut so. Viele Menschen sind so angepasst, verfolgen (meiner Ansicht nach) die falschen Werte, sind imemr auf der Hut, nur ja nirgendwo anzuecken...Die eigene Meinung zu vertreten getraut man sich nur noch im "entsprechenden Umfeld".
AntwortenLöschenFrüher kannte man (beinahe) jeden im Dorf, jetzt schiessen auf allen schönen Grünflächen Siedlungen aus dem Boden- und wer dort lebt, den bekommt man nicht zu Gesicht. Das ist sehr schade und tut der Gemeinschaft keinen guten Dienst. Wir werden uns wohl dran gewöhnen müssen. Aber wer weiss: vielleicht verändern sich die Umstände noch so dramatisch, dass die Menschen wieder zusammenrücken und gemeinsam an einem Strick ziehen (müssen)?
Merci für diesen Post, der die Gedanken in eine gute, gern gelebte Vergangenheit gelenkt hat!
Dicken Drücker! ❤️
PS: ein eigenes Haus? - auch hier kaum noch realisierbar. Ich frage mich immer, wer sich ein popliges, kleines, einfaches Einfamilienhäuschen um eine Million oder eine 4 1/2-Zi-Wo für um die 800'000 Fränkli und mehr leisten kann. Entweder verschuldet man sich über alle Ohren (und läuft Gefahr, bei der ersten Hypothekarzinserhöhung pleite zu gehen), oder man hat eben einen entsprechenden familiären Hintergrund. Und trotzdem kaufen sich hier viele Eigentum. Ob das gut endet?
gern geschehen :-D
Löschenjaja - ein bisschen sind wir auch saurier. zumindest für die ganz jungen, schätze ich.....
ich freu mich immer riesig, wenn ich mal einen jungen menschen treffe, der ein wenig "aus der art schlägt", rebellisch/künstlerisch/verrückt ist. dieses schon im kindergarten auf karriere trimmen finde ich irgendwie unheimlich.
wie dramatisch muss es eigentlich werden damit wieder gemeinsinn entsteht???
drückerz! xxxxx
Wahnsinns tolle Fotos lacht - auch ein Dinosaurier oder Fossil der alten Zeiten, wunderbare Bilder in schw-weiss!!! Wo hast du die noch her...
AntwortenLöschenALTARCHIVE ?
ja das war eine Zeit die wahrscheinlich so - nie wiederkommt außer die Menscheit würde sich ändern wollen - was ich befürchte - es bleibt so wie es ist weil sich die Massen der Bevölkerung im Luxus sonnen und Entbehrungen jeder Art nicht mehr gewöhnt sind.
Zwar wohnte ich nie in einer richtigen Großstadt die über 100.000 Einwohner hat , - aber kenne sehr gut die von dir beschriebenen Kneipen und die Zeit in der man sie bevölkerte und genoß. Die Studentenkneipen in MR waren ähnlich wie du sie von Berlin beschreibst, Uhrig - gemütlich, oft dunkel und mit Samtigen alten Möbeln ausgestattet wo man sich in tiefen Sesseln vergraben konnte und bis spätnachts sehr lustig unterwegs war...
kein Vergleich zu Heute...
❤️ dank dass du auch bei mir alte ERinnerungen aufkommen lässt...
mein Geburstagsbesuch konnte mit mir zusammen ein Liedchen davon trällern denn das haben wir gemeinsam auch oft nach ausgiebigen Kinotagen oder zum rumtanzen erlebt.
Gibts heutzutage überhaupt noch Clubs oder was den Namen verdient?
das heutige Leben ist so viel anders,
auch ein Grund warum ich oft gerne zurückdenke...
wenn ich mir mal wieder alte Bilder beschaue..
es war damals ärmer und dennoch an Qualität und Empathie um vieles reicher...
liebe Grüße angel
dankeschön!
Löschenfür schwarzweiss-fotos gibts ´ne einstellung bei der handy-kamera :-D
DIE zeiten sind für immer vorbei. die bedingungen waren schon besonders - spezielles zeitfenster etc...... schön, dass auch du solche erinnerungen hast.
xxxx
Those photos are wonderful. I absolutely love dinosaurs and black and white photography.
AntwortenLöschenYour memories of the 80s could have been mine, too. Living in condemned Victorian properties, cockroaches, damp, no hot water, dangerous gas fires, having to spend the day in the pub to keep warm and slipping scraps of food into my pockets from my part time bar jobs to be able to eat! Those were the days! No hipsters or gentrification here, though. Walsall is the land that time forgot - there's probably still a few dinosaurs roaming the arboretum! xxx
thank you!
Löschenhad to laugh about dinosaurs in walsall´s arboretum....
where the BWH stands the hipsters come only for the long weekend - its quite forgotten here too. thanks goodness i must say.
xxxxx
Das bringt das Leben mit sich - das Kommen und bleiben wollen und das Gehen, wenn es nötig ist. Immer hinterlässt man Orte , Menschen und es bleiben die Erinnerungen, die wir sehr gern " Schön färben " , zum Glück !!!
AntwortenLöschenBerlin Ost kenne ich aus meiner sehr frühen Jugend. Von Köpenick bis ins Zentrum. Habe wirklich vieles abgelatscht um die Orientierung nicht zu verlieren. Die Zeiten, wo niemand nicht viel, bis wenig hatte kenne ich auch und habe trotzdem keinen Mangel empfunden. Da meine Studienfreunde alles Kerle waren, stand am Ende eines Kneipenabends oft folgendes auf einem Zettel :so ne Art Gutschein " Ich muss der Liesl ( das war mein Spitzname ), noch zwanssch Mark gem... " . Hab ich auch gekriegt , wenn es wieder Geld gab, von irgendwo her.
Und jetzt - man täte gern hat es aber ein bissel verlernt , das legere Leben.
Herzlichst Angela
liesl! :-D
Löschenstimmt - berlin musste man sich erlaufen um eine orientierung zu bekommen - die u-bahn war da eher suboptimal (hihi).
naja - "schön färben" würde ich nicht sagen - sicher gabs auch tiefen (und was für welche!) - aber die grundstimmung war positiv.... zumal immer ein da war, der einen aus´m keller rausgeholt hat.
da sagst was wahres: das legere leben verlernt. schade eigentlich.
xxxxx <3
That's a super idea to have the dinosaurs there but it seems very sad...
AntwortenLöschenI suppose it's called progress, Beate. I remember growing up in what was called a 'slum area' (including my parents) and we all lived in houses of multiple occupancy (HMO) with quite primitive conditions. But everyone looked out for one another and supported each other. There may no longer be the cheap affordable housing there was once but some places do still have a good community spirit.
xxx
:-D
Löschenprogress is much overrated....
nice to hear that the good community spirit is still at work in some places!
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Thank you very much for the mention Beate! I really enjoyed sharing in the memories of your younger years. I have never been to Berlin (must remedy that) but your post has conjured such vivid images in my mind. It seems that we have to work harder as we get older to rail against boredom. That sounds weird, but there is something very special about those younger years when there is a genuine camaraderie amongst peers and a hunger for life's thrills - and when we all lived a little more hand to mouth. Those dinosaur photos are very imposing! xxx
AntwortenLöschenmy pleasure!
Löschenyou´r very right about youth - life was much more exiting with less effort.....
the BW say´s "thanks"!!
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I'd need to marry a millionaire to live in the neighbourhood I spent the 90s in. It is sad, and I haven't kept in touch with many people either.
AntwortenLöschenThe dinosaur photos are great.
thanx goddy!
Löschen#metoo - that thing with millionaire and neighborhood....
xxxx
Anfang der 90er habe ich auch mal eineinhalb Jahre in Berlin gelebt; das war ein ganz anderes Flair, als heute.
AntwortenLöschenDie Dinobilder sind umwerfend; irgendwie haben sie einen morbiden Charme.
LG von Susanne
ha - vll. sind wir uns ja sogar übern weg gelaufen - an einer dunklen strassenecke :-D
Löschendanke! xxxx
Ach Frau Bahnwärterin lässt mich doch gleich mit in Erinnerungen schwelgen, Schönhauser Straße war damals noch nicht so aufgehübscht mit Designerläden und auch Friedrichshain hatte so gemütliche Ecken.... tja, das ist lange her... inzwischen sind sie längst in Schwabenhand, die sich freuen ein tolles Schnäppchen gemacht zu haben. Ich gestehe- ich trauer Berlin jetzt auch nicht wirklich nach. Die alten noch echten Freundschaften sind meist in alle Himmelsrichtungen verlaufen...einzig- Outfitmäßig kann man glaube ich nur in Berlin rumlaufen wie man will ohne schief angeschaut zu werden, da kann man seinen Stil finden. Zwinker!
AntwortenLöschenLieben Gruß Jacky
vor allem wollen die "schwaben" in berlin ja am ende so leben wie in den käffern wo sie herkamen - mit sperrstunde um 22:00 und bloss kein leben auf der strasse!
Löschennix zwinker - ich laufe IMMER rum wie ich will - ob einer blöd guckt interessiert mich nicht die bohne. wäre ja noch schöner!
xxx
Ach ja, vieles kann man heute niemandem mehr zumuten. Da muss die erste Wohnung schon allen Schnick und Schnack haben. Wir sind auch mit Ofenheizung und Küchenklo gestartet. Möchte ich heute aber auch nicht mehr haben. Dafür muss ich im Lieblingskäsekuchengeschäft immer schmunzeln, dass alte Sammeltassenteller verwendet werden und nichts zum anderen passt. Da sollten wir mal wieder hingehen.
AntwortenLöschenSchönes Wochenende und danke für den Erinnerungsschubser
Ilka
naja - ofenheizung hab ich ja jetzt wieder - ausschliesslich. bei den preisen für öl&gas und den immer teureren und aufwendigeren heizsystemen freue ich mich jeden tag drüber :D
Löschensammeltassen sind was feines wenn man sie benutzt!
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Hello Beate, wonderful post about your memories of Berlin in the 90s. I've probably mentioned it before, but I visited Berlin (college art trip)in 1997 and absolutely loved its vibrancy. The industrial club, seemingly in the middle nowhere, full of goths, was brilliantly bizarre. We stayed on the East side in some austere looking youth hostel. There was a hell of a lot of building work going on - new glass city apartments and flats. There was a point where I left Manchester, where I grew up in the 80s and 90s, and returned in the 2000s to find an entirely different city centre. I don't think I would even recognise half of it now. As you mention, the musicians and artists found cheap accommodation in old warehouses, but they are now trendy flats. Aren't those dinosaurs brilliant!!! Lulu xXx
AntwortenLöschenthank you lulu!
Löschenso you catched one of the last good years..... i think i know that hostel you stayed in! for the club i have to ask the BW as i was´t into goth...... :-D
i too will not recognise my old hood anymore i guess.
<3 xxxxx
Great post on this gentrification theme, which is hitting hard everywhere. It's all about touristic apartments here in our small city, no more 'real neighbours' nor local business, everything looks fake like a thematic park.
AntwortenLöschenI miss the bohemian atmosphere when I was in my twenties/thirties living in a budget in the big city, sharing a flat with mice (we adopted a cat to keep them away!). Lots of people around being creative, chatting, having projects and sharing ideas, food, wine, whatever we had with joy (never complaining). But my old favourite neighbourhood doesn't exist anymore, the artists and students flew away.
Those photos are so evocative and really appropriate, I really liked them!
besos